October 30, 2019 by diana

Menla News 18 – Lass die Toten ihre Toten begraben

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„Lass die Toten ihre Toten begraben“ (Lukas 9,57-62)

„Lass die Toten ihre Toten begraben“, diese Aussage Jesus kann auf verschiedene Weise interpretiert werden. Als erstes wendet sich Jesus damit an diejenigen, die keinerlei Interesse an der Natur des ungeborenen Geistes oder Gott zeigen. Sie leben im Traum einer individuellen Existenz und mit was sie als freien Willen und freie Wahl bezeichnen. Die meisten physiologisch und psychologisch konditionierten Wesen verhalten sich auf diese Weise. Die Wahrheit ist für sie gestorben und sie sind umgeben von den Gräbern ihrer Gewohnheiten und Erinnerungen und denjenigen ihrer Vorfahren. 

Die zweite Interpretation bezieht sich auf eine subtilere Ebene und zwar auf die Toten, die wir in unserem zellulären, genetischen Erbe tragen, d.h. unsere Vorfahren. Ihre Präsenz ist sowohl physiologisch, indem wir ihnen ähnlich sehen, aber auch psychologisch, d.h. im Bezug auf Verhaltensweisen, Reaktionen, Gewohnheiten und gewisse Charakterzüge, die manchmal dem Grossvater oder gar der Urgrossmutter ähnlich sind, die wir gar nie gekannt haben. 

Wenn wir jung sind, während der Pubertät, zum Zeitpunkt des Erwachens der Sexualkraft und Unabhängigkeit, dem Frühling unseres Körpers, da versuchen wir, uns von unseren Eltern abzugrenzen und sie manchmal sogar zu verlassen. In sehr Konflikt belasteten Situationen wünschen wir uns gar, nie so wie sie zu werden. Und doch, nach einem gewissen Alter, so um die 40 oder 50 herum, wenn die Lebenskraft langsam nachlässt und wir an glücklichen und schmerzlichen Erfahrungen reich sind, dann legen wir manche Verhaltensweisen, Gesichtsausdrücke und Aussagen an den Tag, die an unseren Vater, unsere Mutter oder unsere Grosseltern oder gar Urgrosseltern erinnern. Was ist bloss passiert? Nun, das sind die Toten, die in uns auferstanden sind und sie drücken ihre Freude oder Unzufriedenheit durch Bilder, Gedanken und Gefühle aus, die mit diesem aktuellen Leben nichts zu tun haben.   

Tantrische Übungen und Yogas reinigen zelluläre (physische) und emotionelle Erinnerungen und beseitigen diese Mumien, die uns bewohnen und den Fluss des Seins in uns stören. 

Die physiologische Transformation ist bei einigen Yogis eindrucksvoll. Ich meine damit diejenigen, die die ursprüngliche Weisheit verwirklicht haben. Ihre Erscheinung ändert sich stark, man schaue sich dazu einmal die Bilder von Yogananda an. Dasselbe wird auch mit Siddhartha Gautama und Jesus geschehen sein. 

Verwirklichte Wesen sind zur Definition eines Selbst gestorben, sie tragen keine Leichen mehr in sich herum und sie haben keine Erinnerungen mehr. Aber trotzdem behalten sie eine oder zwei Gewohnheiten, um in dieser Welt zu verbleiben.

Ramakrishna zum Beispiel spielte oft mit dem Essen und fragte seine Frau, was sie denn kochen werde und ob das Essen bereits fertig sei.

Die Kraft altruistischer Wünsche vor der Entfaltung der ursprünglichen Weisheit, das Beibehalten gewisser Gewohnheiten und ein kollektives Bedürfnis (das Warten auf einen Messiah) ermöglichen es, dass gewisse Wesen für eine Zeit in dieser Welt verweilen und zum Wohle anderer wirken. 

Erleuchtung ist gleichzusetzen mit dem Tod, sowohl physisch als auch psychologisch. Der Körper kann ohne Identifikation nicht überleben, das Immunsystem fällt sofort zusammen. Es ist das triebhafte Bedürfnis zu leben, das den Körper zusammenhält.

Die Reinigung ist schmerzhaft. Sie wird starke physiologische und psychologische Störungen verursachen, an der Grenze zur Psychose. UG Krishnamurti war der einzige, der in seinen Interviews darüber sprach. 

Der Übergang vom Tod zum Leben ist nicht ohne Hindernisse und es ist ein Fehler zu glauben, dass Buddhaschaft oder Christsein ohne Reinigung und Schwierigkeiten zu erlangen sei. 

Mit diesem wegweisenden Satz wies Jesus im Geheimen darauf hin, sich von den Toten (den Erinnerungen) zu lösen, damit sich das Königreich Gottes spontan und mühelos offenbaren kann. 

Vielleicht sollten wir auf ihn hören… 

Alles Liebe aus Kreta,
Claude & Diana

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