September 6, 2018 by diana

Menla News 2 – Grosszügigkeit & Meditation

Text als PDF herunterladen: Menla News 2 – Grosszügigkeit und Meditation

Grosszügigkeit, soziale Arbeit und Meditation

„35 Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; 36 ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.“ 

Ich habe in den letzten Tagen über diesen Text von Matthäus nachgedacht und wollte mit Euch allen diese Interpretation teilen, in der Hoffnung, dass die Lehre Jesus bzw. die Zeitlosigkeit, die Liebe und das Mitgefühl Gottes in jedem von uns erwachen möge. 

In der Lehre Buddhas werden die 6 tugendhaften Verhalten eines Bodhisattvas als Weg der Vernunft und Erkenntnis aufgestellt und empfohlen, um die Natur des ungeborenen Geist Gottes erblühen zu lassen. Erstaunlicherweise beginnen die 6 tugendhaften Verhalten eines Buddhas nicht mit Meditation, Gebeten oder Mantras, sondern mit Mitgefühl bzw. Grosszügigkeit. Insofern ähnelt dieser Text also der Aussage Jesus an seine Schüler. Die Geste des Gebens scheint das Fundament für Meditation und Beten zu sein und nicht umgekehrt. Dies ist sicherlich der Grund, weshalb Jesus wenig Anweisungen über Praxis gegeben hat, sondern seinen Schülern immer inbrünstig empfahl, Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft zu zeigen. Francesco von Assisi betont ein sehr ähnliches Verhalten und sagt sogar: „Dass wenn einer von Euch im Gebet vertieft ist und ein Bruder oder eine Schwester Eure Hilfe braucht, dann solltet Ihr sofort Eure Meditation unterbrechen, um ihm oder ihr zu helfen“.

Ich denke, dass viele Buddhisten und Nicht-Buddhisten, vertieft im Samadhi der Verzweiflung auf der Suche nach ihrer „persönlichen Buddha-Natur“, es sicherlich als unangenehm empfinden würden, während des Meditierens gestört zu werden. Ich habe über die Jahre leider feststellen müssen, dass Meditation für viele nicht der richtige Weg ist und dass soziale Arbeit mit Kranken und Bedürftigen sicherlich besser gewesen wäre, anstatt Meditation als Mittel, um die Ich-Haftigkeit und damit egoistisches Verhalten zu verstärken. Der Heilige Franziksus von Assisi hat wie Jesus diese Gefahr gesehen und legte sehr viel Wert auf soziale Aufgaben, wie zum Beispiel für die Alten, Weisen und Kranken zu sorgen. 

„37 Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? 38 Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? 39 Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?“ 

Wir müssen die Parabel hier verstehen. Jesus stellt durch sein Beispiel die Situation zum Zeitpunkt des Todes dar. Die Botschaft ist nicht nur für die Anwesenden, sondern beschreibt auch wie der Inhalt des Speicherbewusstseins sich zum Zeitpunkt des Todes manifestiert und alle Handlungen mit Körper, Rede und Geist offenbart. 

Auf die Frage „Wo bist du gewesen, Oh Herr Gott?“ versucht Jesus mit Bildern zu antworten und zu erklären, dass die zeitlose und gegenwärtige Präsenz Gottes in allem sei und dass diese Geste des Gebens letztendlich nicht nur eine Huldigung Gottes, sondern auch von sich selbst ist, weil Du der andere bist. Dies ist in Abrahamitischen Religionen nicht leicht zu verstehen, vor allem aus der Sicht des Christentums, wo die Dualität bzw. die Trennung zwischen Gott und der Schöpfung, zwischen Subjekt, Objekt und Tat zum Credo der christlichen Lehre geworden ist. Die zeitlose und nicht geborene Präsenz Gottes ist dem Ozean gleich und die Erscheinungen sind die Wellen. Die Bewusstheit Gottes manifestiert sich auf unaufhörliche Weise in allem, so gesehen ist die Botschaft Jesus sehr zutreffend und stellt die Untrennbarkeit zwischen Gott und der Schöpfung dar. Der andere bist Du, weil es letztendlich keine anderen gibt und die Wellen der Erscheinungen, die sich als trügerische Fata Morgana und kollektiver Traum manifestieren, sind letztendlich das ungeborene und unbefleckte Wesen Gottes, die Ebenbilder Gottes, die sich verformen und auflösen. 

Jede Geste zu „jemand anderem“ ist eine Geste zu sich selber, nicht als begrenztes Individuum verloren in der trügerischen Mannigfaltigkeit und den Gewohnheitsmustern des konzeptuellen Geists, sondern als wahres und unbeflecktes Selbst. Die Buddhisten nennen es die vollendende Weisheit und sie entspricht der Buddha Familie von Amoghassiddhi (Karma Familie).  

„40 Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ 

Jesus bestätigt, dass alles aus der Bewusstheit Gottes geboren ist, dass es nichts ausserhalb Gottes geben kann. Wir sind seine Kinder und aus seiner zeitlosen Liebe entstanden. Daher der Name Abba – Vater, welchen Jesus ständig verwendet, um die Nähe zwischen Gott und den Menschen besser darzustellen. 

Grosszügigkeit scheint die erste Tugend zu sein. Zwei Arten von Ansammlungen werden in den klassischen, buddhistischen Texten erwähnt. Die erste wird als Ansammlung an Verdienst definiert. Positive Eindrücke und Samen der Tugend werden im Geistesbewusstsein angelegt. Mit anderen Worten spricht man auch von gutem Karma oder Ansammlungen an positiven Taten mit Körper, Rede und Geist. Die zweite ist die Ansammlung an Weisheit und stellt das Aufheben der Dualität als die Voraussetzung für das Erblühen des Geist Gottes dar. Beide sind eigentlich untrennbar voneinander. Die Weisheit des ungeborene Geist Gottes, die höchste und unbefleckte Bewusstheit, ist nur durch Ansammlungen an Verdienst auf einer relativen Ebene möglich. Beide Ansammlungen werden zusammen praktiziert, aber nur die zweite Form des Gebens hat letztendlich Gültigkeit, weil sie frei von einem Handelnden ist und somit frei von Erwartungen. 

So lange es einen Handelnden gibt, werden Absichten und Erwartungen immer vorhanden sein und damit wird die Ursache des Leidens nicht aufhören. Die Handlung aus Weisheit wird in diesem kostbaren Text durch die allgegenwärtige Präsenz Gottes in allen Lebewesen dargestellt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ 

Möge dieser Text Euch inspirieren.

Licht und Liebe aus Assisi, Claude

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